Es herrscht war momentan nicht das beste Wanderwetter, doch Johann Amsis stellt uns heute dennoch den „Schani“ aus Wasenbruck und seine Wandertage vor.
„Da Schani“, also Johann Hochwartner, wurde 1910 in Pischelsdorf geboren, wo er auch seine Kindheit verbrachte. Sein Vater Martin war Maurer und stammte aus Pischelsdorf, seine Mutter Maria war hingegen aus Himberg zugezogen. Wann und warum er nach Wasenbruck gekommen ist, konnte ich bisher nicht in Erfahrung bringen. Vielleicht war es die Liebe zu seiner Rosa oder der Arbeitsplatz bei Hutter und Schrantz. 1931 heiratete Schani seine Rosa (Rosina Bergstaller) jedenfalls in der Pischelsdorfer Pfarrkirche. Er war ein begeisterter Wanderer, ein richtiges Wasenbrucker Urgestein, der jede Gelegenheit nutzte, um in ganz Österreich und im benachbarten Ausland wandern zu gehen. Besonders angetan waren seine Freunde und er von den Südtiroler Alpen, Bozen und dessen Umgebung war eine bevorzugte Destination der Gruppe. So oft es ihnen nur möglich war, reisten sie zu den unterschiedlichsten Jahreszeiten nach Südtirol, um dort zu wandern oder Ski zu fahren.
Familie Hochwartner schaffte es in den Wirtschaftswunderjahren ein Einfamilienhaus in der Wasenbrucker Kirchengasse zu errichten. Auch ein Auto konnte man sich leisten, genauer gesagt war es ein Gefährt, das ich bis zum heutigen Tag kein zweites Mal mehr in dieser Gestalt gesehen habe. Es erinnerte an eine Kabine von einem zweisitzigen Flugzeug, mit drei Rädern, aber ohne Flügel. Vorne konnten zwei Personen sitzen und hinten brachte man noch zwei Klopapierrollen unter. Rosa Hochwartner hatte auch sofort einen Spitznamen für dieses Fahrzeug parat: „Schwalbe“. Der überaus passende Name wurde auch sofort von den Wasenbruckern in den Sprachgebrauch übernommen. Rosa Hochwartner war allseits für ihren köstlichen Humor bekannt und sorgte für einprägsame Momente. Einmal kam sie völlig erschöpft in die Fabrik, worauf sie gleich von ihren Arbeitskolleginnen auf ihren Zustand angesprochen wurde: „Wos is Rosa, du schaust jo richtig erledigt aus, wos hosd den?“ Erschöpft antwortete Frau Hochwartner: „Min Schani woa ih mit da Schwalbn in Mannersdorf und beim Hamfoan (Heimfahren) is da Bodn duachgaunga. Jetzt howi kenna de gaunze Streckn bis ham renna!“. Die Lacher hatte sie damit auf ihrer Seite.
Schani war in früherer Zeit Obmann der Wasenbrucker Naturfreunde und in späteren Jahren auch Obmann der Wasenbrucker Ortsgruppe des Pensionistenverbandes. Wenn sich irgendwo die Gelegenheit ergab, von seinen Wanderungen zu berichten, tat er dies mit großer Begeisterung. Er war so etwas wie der „Luis Trenker von Wasenbruck“. Schani verstand es, die Leute für Wanderungen zu begeistern und sie zum Mitgehen zu animieren. In den 1970er-Jahren verkündete er bei einer Ortsausschusssitzung, dass er einen Leithawandertag veranstalten werde, mit einer 10-Kilometer-Strecke und einer 20-Kilometer-Strecke. Einige andere, darunter auch ich, waren aber skeptisch, ob irgendwer freiwillig die langen Strecken zu Fuß gehen würde. Schani war sich seiner Sache aber zu 100 Prozent sicher und war von seiner Idee nicht mehr abzubringen – der spätere Erfolg hat ihm dann auch rechtgegeben. Er gründete mit einigen Wanderfreunden sofort den Verein „Leithaspatzen Wasenbruck“, mit diesem bereitete er dann den Wandertag penibel vor. Die Strecken wurden mehrmals vorab zu Fuß abgegangen und mit einem Handradmessgerät genau dokumentiert. Als Startpunkt wurde der Theatersaal festgelegt, die Route ging über Feldwege nach Seibersdorf zum Gasthaus Pucher, dann weiter bis zum Gasthaus Edelmühle und anschließend wieder zurück. Dazwischen gab es immer wieder Labe- und Kontrollstellen. Die Endstation war wieder der Wasenbrucker Theatersaal, wo die Teilnehmer entweder Pokale oder Gedenkmedaillen erhalten sollten. Endlich war der große Tag gekommen, der 1. IVV-Wandertag wurde in Wasenbruck abgehalten und als „Hans Moser-Gedenkmarsch“ tituliert. Für alle Teilnehmer gab es nach der absolvierten Strecke natürlich auch eine „Hans Moser-Gedenkmedaille“. Dieser Tag des 1. IVV-Wandertages wird mir ewig in Erinnerung bleiben. So viele Autos und Busse wie bei dieser Veranstaltung, habe ich weder vorher noch später je wieder in Wasenbruck gesehen. Alle vorhandenen Parkplätze, jedes Stück Wiese, die Grünanlage, der Sportplatz, alles war mit Autos und Bussen zugeparkt. Ich glaube, unsere „Gössninsl“ (Gelseninsel) hat sich damals um drei Zentimeter gesenkt. „Da Schani“ hatte die Zeichen der Zeit erkannt und hat mit diesen Wandertagen einen fulminanten Erfolg errungen.
Als die Wasenbrucker Fabrik von Hutter und Schrantz 1974 geschlossen wurde, fanden viele Beschäftigte bei der Firma Stolllack in Guntramsdorf einen neuen Arbeitsplatz. Da Guntramsdorf von Wasenbruck aus nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar war, stellte die Firma VW-Busse zur Verfügung, damit die Leute in die Arbeit fahren konnten. Diese Busse durften teils auch privat genutzt werden und wurden fortan oft für Wanderfahrten eingesetzt. So ist bald eine richtige Wanderergemeinschaft entstanden. Richard Tatzber hatte durch seine gewerkschaftlichen Kontakte erreicht, dass die Firma Stollack viele Wasenbrucker Arbeiter übernommen hat. Er war es auch, der die Arbeiter täglich nach Guntramsdorf fuhr. An den Wochenenden gab Richard den Chauffeur bei den Wanderfahrten, mit dabei war auch immer sein Hund Waldi.
Johann „Schani“ Hochwartner selbst wird uns Wasenbruckern noch lange in Erinnerung bleiben, er ist im Dezember 2000 mit 90 Jahren verstorben.
Foto 1: Johann "Schani" Hochwartner (1910-2000) (Waltraud Hobler)
Foto 2: Walter Gruidl mit Rosa Hochwartner (Ingrid Feichtinger)
Foto 3: Skiausflug zur Goldbachscharte (Frau Dlask)
Foto 4: Hans Moser-Gedenkmedaille vom 1. Wasenbrucker Wandertag (Waltraud Hobler)
Foto 5: Labestation am Wandertag (Johann Amsis)
Foto 6: 2. Internationaler (!) Nachtwandertag in Wasenbruck, 1981 (Waltraud Hobler)
Foto 7: Wanderfreunde auf der Wasenbrucker Hauptstraße (Günther Heuböck)
Foto 8: Wanderausflug mit einem VW-Bus der Firma Stolllack (Günther Heuböck)