Online-Gschichtl Nr. 109

Die Familien Kornmüller und Klimpke als Gründer von Wasenbruck - Teil 1

Viele Orte verdanken ihre Gründung besonderen Persönlichkeiten, im Mittelalter waren dies meist Adelige. Im Fall von Wasenbruck waren es hingegen Müllermeister gewesen und so begibt sich Michael Schiebinger in zwei Teilen auf die Spuren der Familien Kornmüller und Klimpke.

 

Die Wurzeln der Familie Kornmüller scheinen in Niederbayern zu liegen, die Schreibweise des Familiennamens variiert in den Kirchenbüchern zwischen „Kornmiller“ und „Kornmüller“. Aus dem niederbayerischen Markt Gangkofen (Lkr. Rottal-Inn) stammte jedenfalls Müllermeister Florian Kornmüller – gut vorstellbar, dass sich der Familienname einst vom Handwerk abgeleitet hatte. Florian dürfte im 18. Jahrhundert nach Eisenstadt in Ungarn gekommen sein, da von hier seine Gattin Katharina Lustkandl gebürtig war. Die junge Familie Kornmüller dürfte in Eisenstadt ansässig gewesen sein und hier das Mühlenhandwerk ausgeübt haben. Florian und Katharinas Sohn Jakob wurde um 1793 geboren, er sollte ebenso Müllermeister werden und die um 1795 geborene Anna Tolmitz (auch Tollmisch) aus Kleinhöflein heiraten. Um 1820 war Jakob Kornmüller als herrschaftlicher „Bestandsmüllermeister“ in Ebenfurth tätig – die Mühle (Nr. 84) lag an der Warmen Fischa hinter der Pfarrkirche. Im April 1818 kam Sohn Mathias zur Welt, im April 1819 wurde in Ebenfurth Tochter Aloisia geboren und im Juli 1820 folgte Tochter Anna.

Dann muss es zu einer Übersiedlung von Jakob Kornmüllers Familie nach Wampersdorf gekommen sein, denn dort kam im November 1823 Tochter Maria zur Welt. Im September 1825 wurde dann auch noch Tochter Katharina geboren. In den folgenden Jahren betrieb Jakob Kornmüller mit seiner Familie die Mühle in Wampersdorf Nr. 67. Diese befand sich am Reisenbach nördlich des Ortes, unweit der Straße nach Weigelsdorf. 1843 erwarb Jakob Kornmüller dann die Mühle, er dürfte zuvor wohl nur Pächter gewesen sein. Im 1846 wurde ihm ein Patentprivileg verliehen, da er ein Mahlsystem erfand, bei dem nicht der obere Mahlstein, sondern der untere Stein bewegt wurde.

Bereits im Jahr 1840 vermählte sich Tochter Aloisia Kornmüller mit dem Wampersdorfer Gasthauspächter Leopold Newald. Auch die anderen Töchter, mit Ausnahme von Katharina, kamen nun „unter die Haube“. So heiratete am 13. September 1846 Karl Moritz Klimpke mit 36 Jahren in der Wampersdorfer Pfarrkirche die um 10 Jahre jüngere Anna Kornmüller. Karl war der Sohn des Johann Klimpke und dessen Gattin Theresia, geborene Prause. Die Familie Klimpke stammte aus Mogwitz/Makowice in Preußisch Schlesien, heute liegt das kleine Dorf im südlichen Polen in der Woiwodschaft Oppeln/Opole. Beim Familiennamen wurden die beiden Schreibweisen „Klimpke“ und „Klimke“ verwendet.

Zum Zeitpunkt der Heirat mit Anna Kornmüller war Karl Klimpke Müllermeister in Trausdorf an der Wulka. Er war ein junger Witwer, da er bereits im November 1841 seine erste Ehe mit Magdalena Wohlenhofer geschlossen hatte. Bei dieser Vermählung fungierte ein gewisser Johann Baptist Kornmüller, Müllermeister aus Eisenstadt, als Trauzeuge. Karl Klimpke war folglich bereits um 1840 mit der Familie Kornmüller bekannt und wohl auch befreundet gewesen. Westlich von Trausdorf bestanden längs der Wulka die Krakauermühle, Steinmühle, Stadtmühle und Parismühle, dazu kamen noch weitere Mühlen Richtung Oslip. Karl und Magdalena hatten eine 1843 geborene Tochter Maria Magdalena, die jedoch noch als Kind verstarb. Als Gattin Magdalena ebenso bald verstarb, dürfte dann Karl über seine Verbindung zur Familie Kornmüller seine zweite Ehefrau Anna kennengelernt haben. Nach der Heirat 1846 zog Anna zu ihrem Mann Karl nach Trausdorf, wo 1847 ihr erstes gemeinsames Kind Karl Borromäus zur Welt kam.

In der Folgezeit verließ das Paar dann Trausdorf Richtung Wimpassing, wo Karl nun als Müllermeister tätig wurde – es dürfte sich um die Schlossmühle an der Leitha gehandelt haben. So waren die Klimpkes nun nahe an Annas Familie, da ja Wampersdorf gleich am anderen Leithaufer lag. Im März 1851 kam Karls und Annas zweiter Sohn Eduard zur Welt und 1852 folgte Tochter Anna.

Im Jahr 1851 ging die dritte Tochter von Familienoberhaupt Jakob Kornmüller, Maria, die Ehe mit dem Kürschnermeister Franz Xaver Böhm aus Eisenstadt ein. Die Beziehungen nach Eisenstadt, der alten Heimat der Familie Kornmüller, dürften weiterhin eng gewesen sein.

Zu Beginn der 1850er-Jahre sollte Jakob Kornmüller dann neben dem Familiensitz in Wampersdorf flussaufwärts an der Leitha bei der Wasenbrücke eine zweite Mühle gründen. Bereits in den 1830er-Jahren war die Leitha reguliert und gezähmt worden. Damals war die Leitha zudem noch die Zollgrenze zwischen Österreich und Ungarn, obwohl die Landesgrenze selbst bereits lange am Gebirgskamm verlief. Nach der Aufhebung dieser alten Zollschranken erwarb Jakob Kornmüller 1851 nun das Mauthaus an der Wasenbrücke und errichtete am rechten Ufer eine Mühle, die fortan als „Wasen(bruck)mühle“ bezeichnet wurde. Kornmüller erhielt für die rechtsufrige Mühle 1855 die Betriebsgenehmigung, wie Hans Schwengersbauer schreibt. Auf dem linken Ufer hat dann Kornmüller eine zweite Mühle errichtet.

Die Mühlengründung legte auch den Grundstein für die Schul- und Kirchengeschichte von Wasenbruck. 1856 musste nämlich auf Kornmüllers Antrag hin geklärt werden, welcher Pfarre die neue Mühle zugewiesen werden sollte – bekanntlich wurde es Pischelsdorf. Anders stand es um die Gemeindezugehörigkeit, denn 1868 wurde die rechtsufrige Mühle als zu Mannersdorf gehörig genannt, während die linksufrige zu Reisenberg gehörte. Die beiden Mühlen lagen so nicht nur in zwei Gemeinden, sondern fortan auch in zwei verschiedenen Verwaltungsbezirken.

 

Fortsetzung folgt …


Foto 1: Gangkofen in Niederbayern, von hier stammte die Familie Kornmüller (Michael Schiebinger)

Foto 2: Eisenstadt mit der Wulkaebene, hierher zog Florian Kornmüller im 18. Jh. (ÖNB/AKON, AKON_AK017_503)

Foto 3: Ebenfurth mit der Mühle an der Fischa (Landesaufnahme 1873)

Foto 4: Ebenfurth, hinter der Pfarrkirche betrieb Jakob Kornmüller seine Mühle (ÖNB/AKON, AKON_AK028_258)

Foto 5: Die Wampersdorfer Mühle, Familiensitz der Kornmüller (Perspektiv-Karte, Franz X. Schweickhardt, 1837)

Foto 6: Die Mühlen an der Wulka bei Trausdorf, hier war Karl Klimpke zunächst tätig (Perspektiv-Karte, Franz X. Schweickhardt, 1837)

Foto 7: Die Schlossmühle in Wimpassing, hierher zog Karl Klimpke mit seiner zweiten Ehefrau Anna (geb. Kornmüller) (Landesaufnahme 1873)