Maria Theresia war nicht nur eine der prägendsten Frauen und Herrscherinnen des 18. Jahrhunderts in Europa, sondern auch eine bedeutende Persönlichkeit für die Mannersdorfer Stadtgeschichte. Diese enge Verbindung zum Kaiserhaus wäre ohne Maria Karolina Gräfin von Fuchs-Mollard undenkbar gewesen. Ava Pelnöcker und Michael Schiebinger beleuchteten die besondere Beziehung zwischen Maria Theresia und ihrer „lieben Füchsin“ bereits 2019 in einer Jubiläumsausstellung.
Maria Theresia war am 13. Mai 1717 als älteste Tochter von Kaiser Karl VI. und Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel geboren worden. Mit ihrer Schwester Maria Anna wurde die kleine Erzherzogin zunächst von Anna Dorothea Gräfin von Thurn und dann von Anna Isabella Gräfin von Stubenberg erzogen. Als Gräfin Stubenberg jedoch verstarb, folgte ihr Maria Karolina Gräfin von Fuchs-Mollard als „Aja“ nach. Sie wurde am 30. Oktober 1728 in ihrem neuen Amt vorgestellt. Das Verhältnis zwischen der „Füchsin“ und ihren Schützlingen war innig und von hohem Vertrauen geprägt. Die Beziehung von Maria Theresia zu ihrer Mutter Elisabeth Christine war hingegen eher kühl und distanziert, sodass die Gräfin die eigentliche Mutterrolle einnahm – Maria Theresia nannte die Gräfin sogar „Mami“. 1729 widmete die 12-jährige Maria Theresia, die auch künstlerisch begabt war, eine Zeichnung ihrer geliebten Aja. Die besondere Zuneigung blieb auch den Gästen des Hofes nicht verborgen, so rühmte der venezianische Gesandte „den feinen Geist und den bewunderungswürdigen Takt“ der Gräfin.
Bereits als Kind besuchte Maria Theresia 1727 ihre „liebe Füchsin“ in deren Herrschaft am Leithagebirge. Später kam die Erzherzogin mit ihrem Gemahl Franz Stephan oft und gerne zur Gräfin auf das Land. Die Schlösser Mannersdorf und Sommerein boten einen festlichen Rahmen für höfische Feste. Die Pfarrkirchen und das Karmeliterkloster St. Anna in der Wüste wurden zum Gottesdienst und zur geistlichen Erbauung besucht. Das herrschaftliche Bad ermöglichte Kuren und Badeaufenthalte. Der Wald des Leithagebirges bot zudem ein passendes Jagdgebiet für Franz Stephan und dessen Entourage.
Gräfin Fuchs, mittlerweile Obersthofmeisterin Maria Theresias, sollte auch ein gutes, freundschaftliches Verhältnis zu Franz Stephan aufbauen. Es wird ihr nachgesagt, dass sie die Ehe zwischen ihm und Maria Theresia in entscheidender Weise miteingefädelt hätte. Nachdem Franz Stephan das Herzogtum Lothringen an Frankreich verloren hatte, wurde er mit dem Großherzogtum Toskana belehnt. 1738 machte sich Franz Stephan mit Maria Theresia in Begleitung von Gräfin Fuchs nach Süden auf, um sein neues Territorium kennen zu lernen. Die Reise führte über Oberitalien in die Residenzstadt Florenz. Gräfin Fuchs konnte dabei wohl auch die Architektur und Kunst Italiens kennenlernen und womöglich Anregungen für das höfische Landleben in ihrer Herrschaft mitnehmen.
Die Gräfin wurde ihr Leben lang wie ein Familienmitglied behandelt. Ihr erheblicher Einfluss auf das Kaiserpaar sorgte aber auch für Neid und Missgunst bei anderen Höflingen, die in der Gräfin die graue Eminenz am Hof sahen.
Gräfin Fuchs bewahrte ihre Gesundheit und geistige Vitalität bis ins hohe Alter, sie wurde aber zusehends schwerhöriger und hielt sich nur noch ungern an die Hofetikette. Gräfin Fuchs logierte im Alter vor allem in Wien, in ihren letzten Jahren war sie dann bereits körperlich geschwächt. Sie wird wohl nur noch selten in ihrer Herrschaft Mannersdorf-Scharfeneck geweilt haben. Als der kaiserliche Hof im Frühjahr 1754 von der Hofburg in das Sommerquartier nach Schönbrunn übersiedelte, erkrankte die Gräfin. Sie wurde wieder zurück in die Hofburg gebracht, wo Maria Theresia bis zu Letzt nicht vom Krankenbett ihrer lieben Füchsin wich. Maria Karolina Gräfin Fuchs-Mollard verstarb am 27. April 1754. Ihr Leib wurde in barock-theatralischer Weise in der Kaisergruft bestattet, wie die schwülstige „Trauer- und Lobrede“ des Pfarrers von Au verdeutlicht. Die Gräfin ruht in einem Zinnsarkophag des bedeutenden Barockbildhauers Balthasar Ferdinand Moll. Die Grabnische befindet sich direkt in der Gruftkapelle von Maria Theresia und Franz Stephan. Gräfin Fuchs ist die einzige Nicht-Habsburgerin, die in der Kaisergruft bestattet wurde.
Die Inschrift des Sarkophages ist Zeugnis der tiefen Verbundenheit von Maria Theresia mit der Gräfin:„Sarg Ihrer Exzellenz der Frau Karolina, des heiligen römischen Reiches verwitwete Gräfin von Fuchs in Bimbach und Dornheim, geborene Gräfin von Mollarth, Ihrer kaiserlich-königlichen Majestät dereinst gewesene Obersthofmeisterin. Sie ist gestorben im Jahre Christi 1754, den 27. April zwischen 10 und 11 Uhr nachts. Sie ruhe in Frieden. Zum immerwährenden Andenken an die gegen sie gnädige und dankbare Gesinnung, wegen freimütiger Anleitung zur Tugend, stiftet Maria Theresia, Kaiserin.“
Das Herz der Gräfin wurde in einer Silberurne beigesetzt, während ihre Eingeweide in einer Kupferurne in die Familiengruft der Mollard in die Michaelerkirche gelangten. Die Bestattungskosten wurden von Maria Theresia getragen – die innige Mutter-Tochter-Beziehung wirkte folglich über den Tod der Gräfin hinaus und bezeugt nochmals die außergewöhnliche Stellung der „lieben Füchsin“ am Wiener Kaiserhof.
Foto 1: Porträt der jungen Maria Theresia, 1735 (Pinakothek München, CC BY-SA 4.0)
Foto 2: Porträt der Maria Karolina Gräfin von Fuchs-Mollard, Privatbesitz (Archiv M. Schiebinger)
Foto 3: Sterbebucheintrag der Gräfin, 1754 (Matricula, Pfarre St. Augustin, Hofburgkapelle)
Foto 4: Sarkophag der Gräfin Fuchs in der Kaisergruft (Archiv M. Schiebinger)