Der Maria-Theresien-Obelisk ist eines der bedeutendsten Barockdenkmäler Mannersdorfs. Neben den drei Inschriftenfeldern weist das Monument aber auch eine eigene Symbolik auf, auf deren Spur sich Heribert Schutzbier im heutigen Online-Gschichtl begibt …
Eine der bekanntesten Herrschergestalten der österreichischen Geschichte ist Maria Theresia. Immer wieder wird sie, auch in Fachpublikationen, als Kaiserin bezeichnet. Doch besaß sie diesen Titel nie offiziell. Sie war zwar die Tochter eines Kaisers (Karl VI.), die Gattin eines weiteren Kaisers (Franz I.) und die Mutter zweier nachfolgender Kaiser (Joseph II. und Leopold II.), sie selbst war aber nie Kaiserin.
Unter ihrer großen Anzahl von Titeln waren jene der „Erzherzogin von Österreich“, „Königin von Böhmen und Mähren“ und „König von Ungarn“ die höchsten. Rechtlich gesehen kannte Ungarn den Begriff „Königin“ nicht, daher Maria Theresias „männlicher“ Titel „König“ – obwohl in der Praxis dann doch gelegentlich die weibliche Form verwendet wurde.
In Mannersdorf befindet sich ein steinernes Denkmal, der Maria Theresien-Obelisk an der Kreuzung Steinbruchstraße/ Zwischen den Weingärten. Er erinnert nicht nur an die Weinlese 1743, an der Maria Theresia teilgenommen hat, sondern verweist auch auf ihre drei Herrscherwürden.
Zwischen dem dreiseitigen Sockel und dem Aufbau liegen drei steinerne Kronen: der österreichische Erzherzogshut, die böhmische Wenzelskrone und die ungarische Stephanskrone. Auf einem Steinpolster dazwischen kreuzen einander ein eisernes Szepter und ein Eisenschwert, die Symbole für gerechte Herrschaft und Rechtsprechung. Gekrönt wird der Obelisk von einem vergoldeten Schlangenring als Sinnbild der Ewigkeit – die Schlage verschlingt sich selbst.
Die originalen Kronen, die in Mannersdorf als steinerne Varianten bestehen, befinden sich heute an drei verschiedenen Orten mit hoher geschichtlicher Bedeutung. Der österreichische Erzherzogshut wird in Stift Klosterneuburg, dem Begräbnisort des hl. Leopold, aufbewahrt. Die ungarische Stephanskrone ist im Parlamentsgebäude von Budapest zu sehen. Und die böhmische Wenzelskrone befindet sich im Prager Veitsdom, sie kann nur alle paar Jahre zu bestimmten Ereignissen besichtigt werden.
Fotos: Digitales Archiv Stadtmuseum Mannersdorf, Archiv Michael Schiebinger